Das Verhalten
Demenz-Kranker wird schnell als „verrückt“ eingestuft und abgewertet.
Dies hilft weder dem Patienten, noch seiner Umwelt. Im Gegenteil: Viele
Kranke werden dadurch noch mehr verunsichert und erregen sich zusätzlich.
Die von der Amerikanerin Naomi Feil entwickelte Methode „Validation“
steuert dieser Gefahr entgegen, indem sie Erleben und Verhalten Dementer
wertschätzt und als gültig („valide“) betrachtet. Das für die
Umwelt abstrus wirkende Verhalten und Erleben gilt als Fragment „tatsächlich
gelebten Lebens“ und wird als sinn-volles Phänomen anerkannt.
Der von Nicole Richard in
Deutschland zur „Integrativen Validationâ“
weiterentwickelten Methode widmet sich ein 1999 im Vincentz Verlag
erschienenes 30-minütiges Video. In einem Wechsel von Rollenspielen,
Anwendungsbeispielen mit Patienten, Kurzkommentaren und prägnanten
schriftlichen Zusammenfassungen vermittelt es eine lebendige Vorstellung
von Theorie und Praxis des Verfahrens. Letzterem geht es darum, auf
weiterhin vorhandene Fähigkeiten zu achten und vor allem auf die Gefühle
und „Antriebe“ der Dementen „validierend“ einzugehen. Beispiele für
Antriebe (überdauernde, erworbene Motivationen) sind Pflichtgefühl,
Gerechtigkeitssinn, Pünktlichkeit und Genauigkeit. Man kann sie auch als
Werthaltungen bezeichnen, die das Handeln lenken.
Aufgabe der Betreuer ist es, dem
Kranken die bei ihm wahrgenommenen Gefühle und Antriebe persönlich (also
unter Bezug auf seine Lebensgeschichte) durch „Spiegeln“ (= Angleichen
von Haltung, Mimik, Gestik und Betonung) und verbalen Ausdruck zu bestätigen.
Die gleichen Inhalte werden anschließend erneut auf einer allgemeineren
Ebene in Form alter Sprichwörter und Volksweisheiten aufgegriffen
(„Ohne Fleiss kein Preis“). Der Dialog (mitunter Monolog) mag auf Außenstehende
platt und wenig originell wirken, etwa indem häufig das unpersönliche
Wort „man“ verwendet wird. Dem Patienten sollen solche Formulierungen
das Gefühl vermitteln, „dass da jemand so redet, wie er selbst
empfindet“. Eine wichtige Rolle spielt nicht zuletzt „das Validieren
im Vorübergehen“, das auch bei Kurzbegegnungen dem Dementen das
Interesse an seiner Person signalisiert und ihn als Menschen wahrnimmt.
Solche Kurzinterventionen machen späteres „Eingreifen im großen
Stil“ entbehrlich.
Die kleine 16-seitige
Begleitbroschüre zum Videofilm fasst die wesentlichen Gedanken der
„Integrativen Validationâ“
zusammen. Sie betont, dass sich das komplexe Verfahren nicht in 30 Minuten
„abgucken“ lässt, sondern einer besonderen Ausbildung bedarf. Dennoch
wird jeder Betrachter dem Film nützliche Anregungen entnehmen.
Integrative Validation
®. Brücken bauen in die Welt des dementiell Erkrankten. VHS-Videofilm.
30 Minuten. Vincentz Verlag 1999. Best.-Nr. 18459, DM 158,00
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