¨
USA. Die frontotemporal
lokalisierte Demenz (FTD) ist eine Form der präsenilen Demenz. Wer
darunter leidet, entwickelt möglicherweise bislang ungeahnte künstlerische
Talente. Die FTD zerstört zwar sprachliche und soziale Fähigkeiten,
die visuellen bleiben aber lange verschont. Gleichzeitig scheint der
Funktionsverlust des vorderen Schläfenhirns zu enthemmen, was die künstlerische
Entfaltung erleichtert. Auf diese Möglichkeit bzw. Zusammenhänge
verweisen B. L. Miller und Kollegen aufgrund von Erfahrungen und
Beobachtungen, die sie bei fünf Kranken mit einer frontotemporalen
Demenz machen konnten. Im Alter zwischen 50 und 60 Jahren zeigten sich
bei den Betroffenen nicht nur die Zeichen einer beginnenden Demenz,
gleichzeitig begannen die Patienten auch, sich einige Jahre lang in Form
von Malen oder Fotografieren künstlerisch zu betätigen. Ihre Werke
bestachen durch Realismus und ermangelten der Symbolik und Abstraktion.
Die amerikanischen Wissenschaftler weisen darauf hin, daß sich auch
sehr berühmte Künstler (z.B. van Gogh) dadurch auszeichneten, daß sie
mit sozialen Konventionen brachen und mitunter an sehr schweren
psychischen Krankheiten litten. Es sei nicht auszuschließen, schreiben
Miller und Kollegen, daß die FTD neue Einsichten in Zusammenhänge und
Abläufe bei künstlerischen Prozessen eröffnet.
B.
L. Miller u.a.: Emergence of artistic talent in frontotemporal dementia.
Neurology 1998 (51) 978-982