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Ratschläge für Betreuer

 

Die heutige Ausgabe greift erneut auf eine Vielzahl von Quellen zurück. Aus Platzgründen verzichten wir wiederum auf Literaturangaben und bitten die "Erfinder" der jeweiligen Tips um Verständnis.

 

Optimal kommunizieren

 

Das führende Sinnesorgan des Kranken ermitteln: Die meisten Menschen nehmen die Welt über einen bevorzugten Sinn wahr (Sehen, Hören, Riechen, Lagesinn). Das gilt auch für Demenz-Kranke. Besonders Menschen, die nur eine Sinnesqualität stark entwickelt haben, geraten in Krisen, wenn das Leistungsvermögen des betreffenden Organs nachläßt. Reaktiv kehren sie sich von der Außenwelt ab, indem sie zunehmend ihre Innenwelt „beschauen“ und auf die inneren Stimmen „hören“. Versuchen Sie deshalb, die Kommunikation mit dem Kranken zu verbessern, indem Sie vor allem auf dessen bevorzugtem Sinneskanal mit ihm kommunizieren. Das Erinnerungsvermögen an frühere Informationen hängt davon ab, mit welchem Sinnesorgan sie aufgenommen wurden. So können demente Personen im allgemeinen besser ausdrücken oder wiedergeben, was sie betastet und gerochen haben, als was sie gesehen und gehört haben. Es ist deshalb manchmal erfolgreicher zu fragen, was der Patient gegessen hat, und nicht, wer mit ihm während der Mahlzeit am Tisch gesessen hat. Ein dementer Patient wird möglicherweise am Mittagstisch bereitwilliger Platz nehmen, wenn dieser schon sichtbar gedeckt ist, erstes Besteckklappern zu hören ist und der Essensduft bereits den Raum erfüllt.

 

Gleichzeitig mehrere Sinne ansprechen: Es ist hilfreich, eine Information über möglichst viele Sinneskanäle gleichzeitig zu transportieren. Statt nur an den Toilettengang zu erinnern, kann man dem Patienten zusätzlich die WC-Tür öffnen, so daß er die Toilette sieht und riecht, und ihm beim Öffnen der Kleidung unterstützen. Vermutlich versteht der Betreffende dann eher, was man von ihm erwartet. Aus diesem Grund fördern Gebärden das Verständnis des Gesprochenen.

 

Eindeutig kommunizieren: Sprechen Sie von sich selbst klar mit „ich“ und weichen Sie nicht in das allgemeine „man“ aus („Man muß...“). Verzichten Sie auf das verwirrende und meist unehrliche „wir“ („Wir wollen jetzt zur Toilette“). Fragen Sie konkret (wie, was, wo, wann) und nicht mit „warum“. Lassen Sie dem Demenz-Kranken Zeit zur Antwort und geben Sie ihm gegebenenfalls die Möglichkeit, mit „ja“ oder „nein“ zu reagieren.

 

Nur über Sichtbares sprechen: Dasjenige, worüber man mit dem Demenz-Kranken spricht, sollte während der ganzen Unterhaltung immer sinnlich wahrnehmbar bleiben („Siehst Du die weiße Wolke da oben?“ und nicht: „Hast Du vorhin die Wolke gesehen?“). Auch der Betreuer sollte möglichst immer im Wahrnehmungsfeld bleiben, beispielsweise dem von hinten geschobenen Rollstuhlfahrer eine Hand auf die Schulter legen und ihn wiederholt darauf hinweisen, daß man hinter ihm hergeht.

 

Mitteilungen auf den Punkt bringen: Die eingeschränkte Informationskapazität des Demenz-Kranken macht es notwendig, „möglichst viel mit möglichst wenig Worten zu sagen“. Meist behält der Demenz-Kranke nur die letzten Worte.

 

 

Handlungen vormachen: Manche Demenz-Kranke sind nicht mehr in der Lage, auf Aufforderungen in sprachlicher Form angemessen zu reagieren. Einige von ihnen können aber noch sehr gut selbst komplizierte Bewegungen nachahmen. Scheuen Sie sich also nicht, das gewünschte Verhalten (Essen, Waschen usw.) beispielhaft vorzumachen.

 

Wohnbedingungen optimieren

 

Wohnung „pflegegerecht“ gestalten: Schöpfen Sie die Gestaltungsmöglichkeiten Ihrer Wohnung aus, wenn Sie den Demenz-Kranken dort versorgen. Verlegen Sie sein Zimmer in Rufnähe zu den eigenen Aufenthaltsräumen oder gewährleisten Sie, daß der Kranke notfalls durch eine Sprechanlage oder eine Klingel Kontakt aufnehmen kann. Denken Sie daran, daß für einen bettlägerigen Menschen der Blick aus dem Fenster oftmals die einzige Verbindung nach draußen ist. Das Zimmer sollte daher möglichst nicht zu einer viel befahrenen Straße oder einen tristen Hinterhof zeigen. Stellen Sie das Bett des Kranken in die Nähe eines Fensters und sorgen Sie dafür, daß es von wenigstens zwei Seiten gut zugänglich ist.

 

Ebenerdig Bewegungsraum schaffen: Ermöglichen Sie dem Demenz-Kranken, ein Maximum an Bewegungsfreiheit. Vor allem das Gehen gehört zu den ursprünglichsten willkürlichen Handlungen, die selbst Personen mit erheblich eingeschränkten intellektuellen Funktionen noch möglich ist. Für viele Demenz-Kranke ist es eine der letzten Handlungen, die sie aus eigenem Antrieb und kompetent ausführen können. Gehen löst innere Spannungen und verbessert die Stimmung. Treppen erzeugen Angst und sind gleichzeitig eine ständige Gefahrenquelle. Deshalb sollten alle Einrichtungen für Demenz-Kranke ebenerdig liegen.

 

Farbliche Raumgestaltung: Für viele Demenz-Kranke werden Einlegearbeiten im Fußboden oder plötzliche Farbunterschiede der Teppichböden zu einem unüberwindbaren Hindernis. Einfarbige Flächen sind deshalb vorteilhafter. Eine indirekte und schattenfreie Raumbeleuchtung (500 Lux in Augenhöhe) beugt illusionären Verkennungen und optischen Halluzinationen vor, die vor allem beim Einbruch der Dunkelheit manche Kranken erheblich verunsichern. Eine optimale Beleuchtung dient zudem als äußerer Zeitgeber, der den Schlaf-Wach-Rhythmus normalisiert, die Stimmung aufhellt und beruhigt. Warme Pastellfarben beruhigen und verstärken so den Effekt einer guten Beleuchtung. Spiegelnde und damit blendende Oberflächen verwirren besonders nachts und erzeugen unnötig Ängste.

 

Nur ungiftige Pflanzen aufstellen: Ähnlich wie kleine Kinder neigen Demenz-Kranke dazu, alles Mögliche in den Mund zu stecken. Wer ihre Zimmer mit Pflanzen gestaltet, muß deshalb darauf achten, nur  ungiftige Exemplare auszuwählen. Die Pflanzen sollten mit ihrem Duft anregend wirken und beim Berühren angenehme Empfindungen auslösen.

 

Behälter und Schränke nicht verschließen: Verschlossene Behälter und Schränke scheinen viele Demenz-Kranke zu beunruhigen und zum Handeln aufzufordern. Offenbar können sie schlecht aushalten, deren Inhalt nicht zu kennen und allenfalls zu erahnen. Das Herumrütteln an Türen und das Öffnen ist möglicherweise ein Versuch, sich Klarheit über das Verborgene zu verschaffen.

 

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