Boston/USA.
Wer mit einem Alzheimer-Kranken verwandt ist, hat ein durchschnittlich
rund 40prozentiges Risiko, bis zum 96. Lebensjahr selbst an einer
Alzheimer-Demenz zu erkranken. Für Frauen ist die Wahrscheinlichkeit
größer als für Männer. Leiden beide Eltern unter einer
Alzheimer-Demenz muß gut die Hälfte ihrer Kinder damit rechnen, bis
zum 80. Lebensjahr ebenfalls dement zu werden. Ihr Erkrankungsrisiko
ist damit fast fünffach größer als das von Kindern kognitiv unauffälliger
Eltern und 1,5fach größer als das von Elternpaaren, bei denen nur
der Vater oder die Mutter eine Alzheimer-Demenz entwickelt haben.
Diese Zahlen aus einer großen
Studie bekräftigen die Annahme, daß erbliche Faktoren zur
Manifestation eines solchen Leidens beitragen. Sie sprechen jedoch nicht
für einen autosomal dominanten Erbgang. Erfreulich ist die
Feststellung, daß das Erkrankungsrisiko in sehr hohem Alter (ab 90)
wieder abzunehmen scheint. Immerhin gab es unter den erstgradig
Verwandten 61 Personen, die bis zum Erreichen des 96. Lebensjahres
keinerlei Zeichen einer Alzheimer-Demenz zeigten. Letztere ist also
offenbar keine zwingende Eigenschaft des allgemeinen
Alterungsprozesses, sondern ein spezielles Leiden.
Die Studie erfaßte Daten
von fast 13.000 Personen, die erstgradig mit einem von insgesamt 1.694
Alzheimer-Kranken verwandt waren. Damit dürfte es sich um die bislang
umfangreichste Untersuchung dieser Art handeln. Dies ist bedeutsam,
weil ähnliche Studien mit kleineren Teilnehmerzahlen (unter 100
Alzheimer-Patienten) höhere Risiken für erstgradig Verwandte
errechnet haben.
N.
T. Lautenschlager et al.: Risk of dementia among relatives of
Alzheimer´s disease patients in the MIRAGE study: What is in store
for the oldest old? Neurology 1996 (46) 641-650