demenz-spektrum.de

 
Home     Themen   Impressum                               
Google
 
Web www.demenz-spektrum.de

 

Demente betreuen Demente?

USA. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Dies gilt für Ehepartner gleichermaßen. Die Wahrscheinlichkeit, daß in einer Ehe sowohl der Mann als auch die Frau dement werden, ist deshalb nicht gering. Erstaunlicherweise wurde dieser Möglichkeit und den damit verbundenen Problemen bislang kaum Aufmerksamkeit gewidmet.

Eine Studie von L. Boucher und Mitarbeitern an 65 Ehepaaren verdeutlicht die Notwendigkeit, bei Demenz-Kranken auch die kognitive Leistungsfähigkeit ihrer Lebenspartner zu überprüfen. Die amerikanischen Wissenschaftler fanden heraus, daß immerhin 18 Prozent der betreuenden Ehepartner gleichfalls kognitiv beeinträchtigt waren. In diesen Fällen nutzte das Ehepaar signifikant seltener soziale Ressourcen, wie Hausangestellte, ambulante Krankenpflegerinnen, Essen auf Rädern und die Angebote von Senioren-Zentren. Auch die Medikamenten-Compliance war deutlich schlechter. Letztlich wurden Demenz-Kranke mit einem kognitiv weniger leistungsfähigen Ehepartner also schlechter versorgt.

Boucher und Mitarbeiter räumen mögliche Schwächen ihrer Studie ein. So waren die Betreuer meist Männer, die traditionell über ein geringeres soziales Netzwerk verfügen und in der Betreuerrolle weniger geschult sind als. Ob die beobachteten Zusammenhänge auch für betreuende Ehefrauen gelten, bleibt deshalb offen. Die Ergebnisse der Studie lassen jedoch kaum Zweifel daran, daß es auf jeden Fall Sinn macht, nicht nur bei Ehepartnern, sondern bei älteren Betreuer eines Demenz-Kranken generell die kognitive Kompetenz zu überprüfen. Dies wäre gleichsam eine Form der Milieutherapie.

L. Boucher, M. J. Renvall, J. E. Jackson: Cognitively impaired spouses as primary caregivers for demented elderly people. JAGS 1996 (44) 828-831