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Schützen große Schädel vor Demenz?

USA. Bei Demenz-Kranken besteht zwischen Schädelumfang und kognitivem Leistungsvermögen möglicherweise ein Zusammenhang. Alzheimer-Patienten mit einem kleinen Kopf schneiden in den entsprechenden Tests nämlich schlechter ab als solche mit einem vergleichsweise größeren Kopfumfang.

    Zu diesen Schlußfolgerungen gelangen A. B. Graves und Mitarbeiter in einer Studie an 1.985 Senioren mit japanisch-amerikanischer Abstammung. Zu den Teilnahmekriterien gehörte es, wenigstens 65 Jahre alt zu sein und mindestens 50 Prozent japanisches Blut in den Adern zu haben. Einer vollständigen klinischen und neurologischen Untersuchung unterzogen sich letztlich 382 Personen, bei denen die Diagnose Alzheimer-Demenz in 52 Fällen als wahrscheinlich und in 31 Fällen als möglich angesehen wurde. In allen Fällen war auch der Schädelumfang bekannt (gemessen auf der Höhe der Augenbrauen bzw. dem erhabensten Teil des Hinterhauptes). Ausgangspunkt war die Feststellung anderer Untersucher, daß der Schädelumfang Hinweise auf das Gehirnvolumen liefert.

    Interessanterweise fand sich ein Zusammenhang zwischen Kopfumfang und kognitivem Leistungsvermögen bei Kranken mit einer wahrscheinlichen Alzheimer-Demenz, deren Schädelumfang unterhalb des mittleren Wertes (55,7 cm) lag. Bei Gesunden und Personen mit nur „möglicher“ Alzheimer-Demenz war keine Korrelation zu erkennen. Die Autoren vermuten, daß es für Gesunde keine wesentliche Rolle spielt, wie groß ihr Gehirn ist. Erst wenn eine Demenz ein bestimmtes Ausmaß erreicht hat, kommt es möglicherweise darauf an, über welche „Reservekapazität“ das Gehirn noch verfügt. Große Köpfe sind dann möglicherweise im Vorteil.

    Sollte sich dieser Zusammenhang bestätigen, würden sich daraus sinnvolle, wenn auch sehr langfristige Präventionsstrategien ableiten lassen: Es ginge dann vor allem darum, durch günstige frühkindliche Entwicklungsbedingungen ein optimales Schädelwachstum zu ermöglichen (z.B. indem Unterernährung, Armut, Infektionen verhindert werden). Außerdem ließen sich aus der Schädelgröße eines Demenz-Kranken prognostische Rückschlüsse ziehen: Bei Kranken mit einem kleinen Kopf wäre die Prognose eher ungünstig; dagegen bestünde bei einem großen Kopf die Gefahr, die Diagnose erst relativ spät zu stellen und wichtige Behandlungsmöglichkeiten zu versäumen.

   Die Autoren weisen selbst auf Schwächen ihrer Studie hin, etwa die Beschränkung auf eine ethnische Gruppe und die sehr grobe Methode der Gehirnvolumenbestimmung.

A. B. Graves, J. A. Mortimer, E. B. Larson, A. Wenzlow, J. D. Bowen, W. C. McCormick: Head circumference as a measure of cognitive reserve. Association with severity of impairment in Alzheimer´s disease. Brit. J. Psychiatry 1996 (169) 86-92