USA. Wer weder ißt noch
trinkt und lebensnotwendige Medikamente nicht einnimmt, handelt
selbstzerstörerisch. Nicht immer ist klar, ob es sich um ein bewußtes
und gewolltes Vorgehen handelt oder ob der Betreffende zu einem
konstruktiveren Verhalten nicht mehr in der Lage ist. Verschiedene Studien
belegen, daß indirekt selbstzerstörerische Verhaltensweisen in
Pflegeheimen sehr verbreitet sind und daher besondere Aufmerksamkeit
verdienen.
Über das bescheidene Wissen zu
diesem Problembereich geben Y. Conwell und Mitarbeiter einen Überblick.
Sie weisen darauf hin, wie relativ selten Demenz-Kranke Suizidversuche
unternehmen, also direkt selbstzerstörerisch handeln. Die Unfähigkeit
solche Akte zu planen und gezielt umzusetzen, mag ebenso dafür
verantwortlich zeichnen, wie die umfassende Kontrolle, die manche
Pflegeheime gegenüber ihren Bewohnern ausüben.
Die amerikanischen Autoren
werfen die Frage auf, ob aggressive Verhaltensweisen Demenz-Kranker (z.B.
das Schlagen von Betreuern) eine Form der indirekten Selbstzerstörung
sein können. Denn derartige Akte bewirken, daß die Betreuer die Pflege
unterlassen oder einschränken. Eine solche Annahme stößt jedoch auf
Zweifel. So fragt sich, inwieweit man Demenz-Kranken noch die notwendige
„Absicht“ unterstellen kann und ob ihre Aggression nicht eher Ausdruck
ihrer Unfähigkeit ist, sich rational bzw. verbal zu verständigen. Auch
andere indirekt selbstzerstörerischen Verhaltensweisen Demenz-Kranker
sollten nicht vorschnell als „Verweigerung“ (von Nahrung, Flüssigkeit,
Medikamenten usw.) interpretiert werden. Denn es kann genau so gut sein,
daß der Betreffende die Notwendigkeit regelmäßiger Ernährung nicht
mehr einsieht oder aufgrund einer Apraxie außerstande ist zu schlucken.
Schon diese wenigen Hinweise
verdeutlichen, wie wichtig es ist, sich mit indirekt selbstzerstörerischen
Verhaltensweisen Demenz-Kranker eingehender zu befassen.
Y.
Conell et al.: Indirect self-destructive behavior among elderly patients
in nursing homes. Am. J. Geriatri
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