USA. Möglicherweise
könnte das Thema Hormonersatztherapie künftig auch für Männer
interessanter werden. Wie eine prospektive Studie von S. Moffat und
Mitarbeitern andeutet, scheint eine niedrige Serum-Konzentration von
freiem Testosteron mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einherzugehen,
künftig eine Alzheimer-Demenz zu entwickeln.
Die Autoren
beobachteten 574 Männern über einen Zeitraum von durchschnittlich 19,1
Jahren. In Abständen von zwei Jahren erfolgten umfangreiche
Gesundheitsuntersuchungen, die auch Laborkontrollen umfassten. Unter
anderem wurde der freie Testosteron Index (FTI) bestimmt, der sich als
Quotient aus Serumtestosteron und sexualhormonbindendem Globulin (SHBG)
errechnet.
Die Auswertung ergab,
dass Männer mit Alzheimer-Demenz vergleichsweise niedrigere FTI-Werte
aufwiesen. Dabei waren die FTI-Werte schon erniedrigt, lange bevor sich
das Alzheimer-Leiden klinisch manifestierte (bis zu 10 Jahre). Umgekehrte
schienen erhöhte FTI-Werte das Risiko einer Alzheimer-Demenz zu senken.
Für jede Zehnereinheit (nmol/nmol) errechnete sich eine Risikominderung
von 26 Prozent.
Moffat und Mitarbeiter
räumen ein, dass ihre Studie nur eine Korrelation beschreibt und keine
Rückschlüsse auf Ursache und Wirkung gestattet. Solange noch einschlägige
randomisierte Studien fehlen, sollte eine unreflektierten
Testosteronsubstitution unterbleiben. Immerhin deuten tierexperimentelle
Untersuchungen an, dass Testosteron die Freisetzung von ß-Amyloid aus
Neuronen der Hirnrinde verringert und die durch ß-Amyloid vermittelte
Neurotoxizität in Kulturen mit Hippocampus-Neuronen abschwächt. Auch in
Kulturen mit menschlichen Neuronen schien Testosteron protektiv zu wirken.
S.
Moffat u. a.: Free testosterone and risk of Alzheimer disease in older
men. Neurology 2004 (62) 188-193 |