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Der Demenz davon wandern


USA. Wer als älterer Mann täglich mehr als 3,2 km zu Fuß zurücklegt, zieht daraus nicht nur somatische Vorteilte (Stoffwechsel, Herz- und Kreislauf). Auch das kognitive Leistungsvermögen hält besser mit dem Alterungsprozess Schritt. Im Vergleich zu bewegungsfreudigen Männern haben gleichaltrige Geschlechtsgenossen, deren Gehpensum weniger als 400 m pro Tag beträgt, ein rund 1,8-fach höheres Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Selbst eine Steigerung auf ein Tagespensum von 1,6 km verringert das Risiko noch nicht drastisch (RR = 1,7). Zu diesen Feststellungen gelangen R. D. Abbott und Kollegen in einer Auswertung von Daten der Honolulu-Asia Aging Study. In der prospektiven Untersuchung traten bei 2.257 körperlich fitten Männern im Alter von 71 bis 93 Jahren während des Beobachtungszeitraums 158 Fälle von Demenz auf. Die Analyse ließ den eingangs genannten Zusammenhang erkennen. Die Autoren räumen ein, dass noch unbekannte Faktoren (wie Lebensstil und Diät) ebenfalls dafür verantwortlich zeichnen können, dass mobilere Männer offenbar seltener an Demenz erkranken. Möglicherweise spielten auch klimatische Bedingungen in der vorliegenden Untersuchung eine wesentliche Rolle. Denn die auf Hawai im Jahresverlauf gleichbleibenden angenehmen Temperaturen haben es den Studienteilnehmern vermutlich erleichtert, sich kontinuierlich und aktiv im Freien zu bewegen.

   Eine zeitgleich von J. Weuve und Mitarbeitern publizierte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass auch das weibliche Geschlecht von vermehrtem Wandern kognitiv profitiert. Diese Untersuchung (eingebettet in die Nurses Health Study) wertete Daten von 18.766 Frauen im Alter von 70 bis 81 Jahren aus. Besondere Aufmerksamkeit galt dem Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Entwicklung kognitiver Parameter. Ein deutlicher Vorteil vermehrter körperlicher Aktivität kristallisierte sich insbesondere auch für vermehrtes Gehen heraus: Ab einem Wochenpensum von 1,5 Stunden (Tempo: 13 bis 19 Minuten pro Kilometer) erwanderten sich die älteren Frauen signifikante Vorteile. Generell zeigte sich, dass vermehrt aktive Frauen im Vergleich zu weniger aktiven ein um 20 Prozent niedrigeres Risiko kognitiver Leistungseinbußen aufwiesen. Oder anders ausgedrückt: Wer sich körperlich stärker betätigte, wirkte kognitiv zwei bis drei Jahre jünger.

   Welche Wirkungsmechanismen den beschriebenen Zusammenhang bedingen, ist noch offen. In Betracht kommen die Senkung des Blutdrucks, ein verbessertes Blutfettprofil, eine Stimulation der endothelialen Stickstoffmonoxidbildung, eine vermehrte Hirndurchblutung, günstige Effekte auf Insulinresistenz und Glukosetoleranz sowie vorteilhafte Wirkungen auf Erhalt, Wachstum und synaptische Verbindungen von Hirnnervenzellen. Die Autoren betonen, dass ihre Befunde zu den Ergebnissen anderer Studien passen. Es ist daher wohl kaum noch zu bezweifeln, dass kognitive Fähigkeiten aus vermehrter körperlicher Aktivität deutlichen Nutzen ziehen.

R. D. Abbott u. a.: Walking and dementia in physically capable elderly men. JAMA 2004 (292) 1447-1453; J. Weuve u. a.: Physical activity, including walking, and cognitive function in older women. JAMA 2004 (292) 1454-1461